Vor über 10 Jahren habe ich erstmals Active Sourcing im öffentlichen Dienst eingeführt. Meines Wissens als erster in der Branche.
Und ich bin gescheitert.
Das ist nicht schlimm, habe ich daraus doch viel gelernt. Zum Beispiel, worauf es ankommt, um Active Sourcing erfolgreich einzuführen.
Diese Erfahrung habe ich inzwischen mit vielen Behörden geteilt. Von einem Kunden will ich berichten – dazu aber später mehr. Jetzt gilt es erst einmal, ein paar Erfolgsfaktoren zu skizzieren:
Was ist Active Sourcing?
Eigentlich ist der Begriff ziemlicher Quatsch. Jede Suche ist aktiv – sonst wäre es keine Suche. Logischer wird er, wenn man ihn im Verhältnis zur herkömmlichen Personalgewinnung betrachtet. Denn bei dieser schaltet mal Anzeigen und wartet darauf, dass sich Bewerber melden.
Active Sourcing bedeutet das genaue Gegenteil: Hier wird man als Arbeitgeber aktiv, sucht passende Kandidaten, spricht sie an und stellt sie bestenfalls am Ende ein.
Darf man das?
Ja, man darf. Warum auch nicht. Sehen Sie das Active Sourcing als Einladung an die Kandidaten, sich zu bewerben. Also ist das auch für den öffentlichen Dienst vollkommen okay.
Dennoch gibt es ein paar Dinge zu beachten. Ohne hier zu sehr ins Detail gehen zu wollen, sollten Sie bei der Ansprache niemals den bisherigen Arbeitgeber schlecht reden oder den Kandidaten zu einem längeren Gespräch während seiner Arbeitszeit animieren.
Viel öfter sind mir aber Bedenken von Bürgermeistern, Amtsleitungen oder der Politik begegnet. Denn das Abwerben von Personal durch eine Behörde bedeutet immer auch, dass ein anderer Arbeitgeber einen guten Mitarbeiter verliert. Wenn dieser Arbeitgeber dann die Nachbargemeinde oder das örtliche Unternehmen ist, das gleichzeitig durch die kommunale Wirtschaftsförderung betreut wird, ist Ärger vorprogrammiert.
Meine klare Antwort auf dieses Problem: Das muss man aushalten können! Wäre der alte Arbeitgeber wirklich so super, wäre der Kandidat nicht gewechselt.
Arten des Active Sourcing
In meinen Workshops stelle ich verschiedene Möglichkeiten des Active Sourcing vor. Es gibt viele Schattierungen, aber grundsätzlich lässt sich unterscheiden:
- Kandidatensuche
Der Sourcer macht genau das: Er sucht Kandidaten entsprechend des von der Fachabteilung mit HR definierten Profils. Das Ergebnis ist eine Liste von potenziellen neuen Mitarbeitern. Eine Ansprache übernimmt das HR selber oder bestenfalls die neue Führungskraft. Letzteres ist besonders authentisch.
- Sourcing und Ansprache
Natürlich kann der Sourcer die Kandidaten auch gleich ansprechen. Das geht von der Frage nach einem grundsätzlichen (Wechsel)Interesse bis hin zum Führen erster Gespräche im Rahmen der Vorauswahl. Der Fachabteilung werden dann (deutlich weniger) Kandidaten vorgeschlagen.
- Active Sourcing als Begleitung im kompletten Recruitingprozess
Gemeinsam mit der Fachabteilung entwickelt der Sourcer das Anforderungsprofil. Gern empfehle ich hier, die Persona-Methode zu nutzen. Er berät hinsichtlich der Situation am Bewerbermarkt, Gehaltsstrukturen und Attraktivitätsfaktoren. Er sucht nach den passenden Kandidaten, spricht sie an, führt die Gespräche und begleitet sie durch den kompletten Auswahlprozess bis zur Einstellung. Bestenfalls auch darüber hinaus, um die Frage beantworten zu können, ob diese Stellenbesetzung erfolgreich war.
In der Regel ist in diesem letzten Fall der Sourcer Mitarbeiter der Organisation, während bei den anderen beiden Modellen auch Dienstleister beauftragt werden können. Gern unterstütze ich Sie dabei.
Erfolgsfaktor 1: Mindset
Rückblickend bin ich hieran gescheitert. In der Personalabteilung müssen alle Beteiligten den Einsatz von Active Sourcing WOLLEN. Herrscht dagegen die Einstellung
Sei froh, Dich bei uns bewerben zu dürfen!
dann klappt es nicht. Die Recruiter Sachbearbeiter Personalgewinnung werden die Kandidaten nicht akzeptieren – seien sie noch so gut qualifiziert oder die Stelle noch so lange unbesetzt.
Und ja, es geht auch anders. Ich kenne Behörden, die laden angesprochene Kandidaten – samt Familie – für ein verlängertes Wochenende ins Hotel ein. Das Programm enthält Mittagessen mit dem zukünftigen Team, Stadtrundfahrt, Vorstellung von Kindergarten und Schulen durch die Pädagogen, Abendessen mit dem Bürgermeister und natürlich erste Besichtigungen von Haus oder Wohnung mit Makler. Einstellung ist halt Einstellungssache.
Grundsätzlich gilt, dass Personalgewinnung NICHT bereits als Erfolg gefeiert werden kann, wenn die Stelle besetzt ist. Aber wie misst man dann den Erfolg der Personalgewinnung?
Erfolgreiche Recruitingarbeit bedeutet, die Zufriedenheit von Fachabteilung, Team, Führungskraft und vor allem Kandidat.
Hier bedarf es der inneren Einstellung, das Personalmanagement und damit auch Active Sourcing eine Dienstleistung ist. Erfolgreiche Services definieren sich immer über die Kundenzufriedenheit. Das gilt im Active Sourcing ganz besonders.
Erfolgsfaktor 2: Prozesse
Leider haben mir Kandidaten, die ich gesucht und angesprochen hatte, immer wieder von folgender Frage berichtet, die ihnen im weiteren Auswahlprozess gestellt wurde:
„Warum haben Sie sich beworben?“
Hier wird recht eindeutig klar, dass der etablierte Recruitingprozess nicht an das Active Sourcing angepasst wurde. Die Kandidaten haben sich nicht beworben. Die Frage bedeutet daher nicht selten das Ende des Interesses des Kandidaten.
Wer mit dem Active Sourcing starten will, muss also seinen Auswahlprozess anpassen. Was sind wirklich notwendige Kontaktpunkte und wie sollten diese gestaltet sein, um die Motivation und Zufriedenheit der Kandidaten hochzuhalten? Wie schnell kann HR und Fachabteilung reagieren, damit die Kandidaten nicht abspringen? Wichtige Fragen, die eine Antwort brauchen.
Erfolgsfaktor 3: Know-how
Wer ist nun der richtige Personaler für das Active Sourcing? Was muss man können? Es gibt so Einiges, was ein guter Sourcer mitbringt. Zum Beispiel:
- Eine Ansprache von Kandidaten ist im Grunde Kaltakquise. Ein deutliches Vertriebstalent ist also ein Vorteil.
- Verbindlichkeit, Ehrlichkeit und Vertraulichkeit sowie die Fähigkeit zum Perspektivenwechsel sind wichtige soziale Kompetenzen.
- Gesuchtes Fachpersonal wird durchaus oft angesprochen. Daher ist der erste Anruf oder die erste Mail um so wichtiger. Individualität, Bezugnahme auf Kenntnisse, Berufserfahrung oder persönliche Stationen sind nicht nur Kür, sondern erfolgskritisch. Bitte bewahren Sie sich und vor allem die Kandidaten vor Massenmails!
- Ein guter Sourcer hat ein Netzwerk von Kandidaten, die potenziell wechselbereit wären – wenn die Bedingungen stimmen. Daher ist auch das Talent gefragt, gut zu netzwerken.
- Natürlich ist die Kenntnis der Orte, Messen, sozialen Netzwerke und digitalen Foren, auf denen sich die Zielgruppe bewegt, immanent. Der Sourcer sollte dort die Sprache der Kandidaten sprechen und sich auf Augenhöhe unterhalten können.
- Die Bereitschaft zu reisen und abends – wenn die Kandidaten Zeit für ein Gespräch haben – zu arbeiten, ist selbstverständlich.
- Oft stellt sich die Frage: Sollte der Active Sourcer in einer Behörde eher die speziellen Rahmenbedingungen der Personalgewinnung des öffentlichen Dienstes beherrschen oder die oben genannten, eher verwaltungsuntypischen Skills mitbringen? Das muss jeder selber entscheiden, meine Empfehlung wäre letzteres.
Und damit bin ich wie versprochen bei meiner Jobempfehlung:
Jetzt bewerben! – Die Stadt Mainz sucht einen Experten Active Sourcing (m/w/d)
Für die Landeshauptstadt Mainz durfte ich zum Thema Employer Branding und Recruiting beraten. Mit Erfolg, denn die Stadtverwaltung sucht einen Active Sourcer!
Als der neue Sourcer in Mainz ist man integraler Bestandteil von HR, steht in engem Kontakt zur Fachabteilung und begleitet den Kandidaten durch den kompletten Recruitingprozess. So muss das sein!
Und man spricht explizit erfahrene Sourcer an! Die Spezialitäten des öffentlichen Sektors bringt man Euch bei. Der erlebte sympathische Umgang innerhalb der Personalabteilung ist – nach meiner Erfahrung – immer auch ein Indiz für ein gutes Klima in der gesamten Behörde. Also eine unbedingte Empfehlung!
Wer jetzt auf die Homepage schaut oder die Optik der Anzeige bemängelt, dem sei gesagt: An der Arbeitgebermarke und dem entsprechenden Auftritt ist man dran! Was ich gesehen habe, war vielversprechend!
Ein sinnhafter und sicherer Job – nicht nur in Corona-Zeiten. Und Ihr wisst bereits, was Euch finanziell erwartet. Das ist ganz und gar nicht selbstverständlich im öffentlichen Dienst und richtig gut!
Seid einer der ersten Active Sourcer im öffentlichen Sektor und zeigt, wie dort erfolgreiche Personalgewinnung in Mangelberufen aussehen kann. Werdet Teil einer sympathischen Stadtverwaltung und unterstützt die Kollegen, offene Stellen zu besetzen!
Also ran, bewerbt Euch! Hier geht es zur Stellenanzeige auf Stepstone.