Was war in den ersten Monaten des Jahres der Kandidaten nicht alles los: HRBarCamp, Kongress zur digitalen Transformation und zum RecruiterSlam lassen wir den Gewinner selber zur Wort kommen. Themen über Themen wurden durchs HR-Dorf getrieben. Vor allem die neue Arbeitswelt und die Digitalisierung mit ihren Auswirkungen auf das Arbeiten von morgen, auf Führung und Innovation beschäftigen die Personalergemeinde. Dabei kommt mir immer wieder die eine Frage: Ist der damit verbundene Wandel überhaupt gewollt?
GenY will keine Verantwortung und Führungskräfte keine Querdenker
Ich habe meine Zweifel. In der Arbeitsrealität erlebe ich es eher anders:
Innovation im Unternehmen – lieber nicht. Regieren und Reagieren ist an der Tagesordnung, denn beim Agieren könnte ja auch mal etwas schief laufen. Und dann steht man in der Kritik. Das will ja keiner. „Wer keine Fehler macht, arbeitet nicht innovativ genug“ gilt meistens eher (noch) nicht.
Am Besten erst gar keine Innovatoren, Querdenker und kritischen Frager einstellen. Führungskräfte wollen die jedenfalls eher nicht. Die stehen auf die Angepassten, was in dieser Studie heraus kam.
Oder Innovation werden (verbal) eingefordert, aber nur, wenn schön der Dienstweg einhalten wird. Und bitte von 09:00 bis 17:00 Uhr. Am Arbeitsplatz. Hierarchiefreiheit? Orts- und zeitunabhängiges Arbeiten? Wo kommen wir denn da hin?
Und der Nachwuchs? Frei arbeiten: ja. Aber bitte keine Verantwortung übernehmen. Wie soll das aber funktionieren? Wer in einer Demokratie keine Verantwortung übernimmt (und wählen geht) braucht sich hinterher nicht beschweren. Das selbe gilt auch für das Arbeiten im Unternehmen. Mal so eben mitlaufen, zählt nicht!
Ich bin mir auch wirklich nicht sicher, ob alle wirklich so agil, hierarchiefrei und selbstverantwortlich arbeiten wollen. Da gibt es die große Gruppe derer, für die der Job Broterwerb ist, für die 9 to 5 wichtiger ist, als sich einzubringen und die Regeln und klare Ansagen wollen (und brauchen), um arbeiten zu können. Das ist auch vollkommen ok. Nur wird das bei der aktuellen Diskussion vollkommen ignoriert.
Und wie steht es mit HR?
Ist HR bereit für die Veränderung oder kann sogar eine Rolle als Treiber der neuen Arbeitswelt übernehmen? Auch hier sind Zweifel angebracht. Noch zu sehr Verwalter als Innovator. Noch zu viel reagieren als agieren. Nicht umsonst haben 3 von 4 Unternehmen keine Personalstrategie oder strukturiert das 6. Mal in 4 Jahren die Personalabteilung um. Und nicht wenige der durchaus innovativen HR-Treiber, die irgendwann im Unternehmen aufgeben und sehr erfolgreich später als Externe die selben Unternehmen beraten sollen. Irre.
Eine Diskussion, was HR wirklich erfolgreich macht, findet am 08.05. in Neubiberg bei München statt. Auf dem Dialog Personalmanagement diskutieren hochkarätige Referenten aus Forschung und Praxis, was HR voran bringt. Sicherlich auch eine gute Gelegenheit für Euch, liebe Studenten, ein Thema für eine Master- oder Doktorarbeit zu finden (Bitte, bitte, bitte kein Employer Branding mehr – das ist wirklich abgearbeitet).
Im Ergebnis braucht es einen Abgleich von Führungsverständnis, Unternehmenskultur und HR-Selbstverständnis mit dem, was mit der Digitalisierung und New Work auf die Unternehmen zukommt. Nur dann kann etwas geändert werden. Die Aktion „Welche Werte haben Personaler“ ist in diesem Hinblick ein guter Ansatz. Schaut Euch die 9 Levels of Value Systems doch einfach mal an. Spannend ist es auf jeden Fall, die Werte von HR einmal abzubilden. Also Mitmachen!!! Schauen wir mal, ob das mit den kommenden Veränderungen zusammenpasst. Ich hoffe es sehr!
Eure Meinungen, Ergänzungen, Kritik sind wie immer ausdrücklich willkommen 😉
Viele Grüße,
Stefan Döring
Dieser Beitrag ist zuerst auf personalblogger.net erschienen.